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Sagen aus Südhessen

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61. DAS BÄCKERMÄDEL 69250 Altneudorf / OT von Schönau (Baden)
   Auf dem Wege von Schönau nach Heddesbach steht ein Brunnen, in dessen Stock Brezeln und Wecken eingemeißelt sind und der beim Volke „das Bäckermädel" heißt. Damit soll es folgende Bewandtnis haben:
   Von Schönau brachte eine Bäckersmagd immer Brezeln und Wecken nach Heddesbach und Langental. Auf diesem Gange wurde sie eines Tages von der übelberüchtigten Räuberbande des „Hölzelipps" überfallen, ermordet und ihrer geringen Barschaft beraubt. Zur Erinnerung an diese Untat sollen die oben-genannten Zeichen am Brunnen angebracht worden sein. Die Räuberbande wurde bald darauf ergriffen und mit Ausnahme des Jüngsten, der begnadigt wurde, in Heidelberg hingerichtet.
( Matthes 1972, S. 27 )

50. DAS KREUZ BEI BEEDENKIRCHEN – 64397 Beedenkirchen / Brandau
Am alten Weg von Gadernheim nach Allertshofen, nahe bei der Beedenkircher Landstraße, steht ein verwittertes Kreuz. Seine Vorderseite ist profiliert. Auf der Rückseite sieht man eine figürliche Darstellung, die vom Volke als Schere und Weck gedeutet wird. Hier sollen ein Schneider und ein Bäcker sich gegenseitig erschlagen haben.
( Matthes 1972, S. 40, mit Abb. – nach Mößinger, Steinkreuze, 1936)

34. DER „TOTE MANN" Bensheim
    Auf dem Höhenweg, der vom Fürstenlager zum Felsberg führt, liegt etwa 100 Meter nördlich von der Schutzhütte ein länglicher Stein, der im Volksmund der „Tote Mann" heißt. Hier grenzte einst die Grafschaft Erbach-Schönberg an die Landgrafschaft Hessen.
   Vor langer Zeit kam an dieser Stelle ein Elmshäuser Mann mit seiner Frau beim Holzlesen in Streit. Anfangs flogen nur häßliche Schimpfworte hinüber und herüber, dann aber gerieten die beiden so heftig aneinander, daß die Frau in ihrer Wut das Beil ergriff und ihren Mann damit erschlug.
   Die Mörderin wurde verhaftet und der Tote, der quer über der Landesgrenze lag, an Ort und Stelle begraben. Wegen der Aburteilung der Frau entstand nun ein langwieriger Streit zwischen dem Grafen von Erbach-Schönberg und dem Landgrafen von Hessen. Jeder wollte die Mörderin an den Galgen bringen. Der Erbacher beanspruchte das Recht dazu, weil der Kopf des Erschlagenen auf erbachischem Boden lag, und der Landgraf erklärte: „Der größte Teil des Toten lag auf hessischem Gebiet!" Bis zur Entscheidung durch das Reichskammergericht sperrte man das unglückselige Weib abwechselnd von Monat zu Monat in Zwingenberg und Schönberg in den Turm. Sieben Jahre dauerte der Streit, und als man nicht mehr aus und ein wußte, und die Kosten gewaltig gestiegen waren, kam einer auf einen guten Gedanken. Er gab dem Kerkermeister von Zwingenberg einen Wink, und der ließ wie aus Versehen einmal nachts den Schlüssel in der Gefängnistüre stecken. Am anderen Morgen war die Zelle leer.
   Wohin die Frau geflohen war, konnte niemals festgestellt werden. Wer aber zur Geisterstunde beim „Toten Mann" durch den Wald geht, der kann sie jammern und klagen hören. Einige wollen sogar gesehen haben, daß sie um diese Zeit auf dem Stein sitzt und mit ihrem Kopftuch das Blut abwischt.

( Matthes 1972, S. 27 )

58. DAS FRANZOSENKREUZ 69488 Birkenau
   In der Nähe von Birkenau auf der „Hohen Hecke" steht ein verwittertes Kreuz. Es wird „Franzosenkreuz" genannt. Ein französischer Offizier, der mit seinen Soldaten ein Kornfeld plünderte, wurde hier von den Bauern erschlagen und an Ort und Stelle begraben. Vor Jahren wurde der Grabhügel von Schatzgräbern durchwühlt. Sie fanden jedoch weder den „Degen mit dem goldenen Knauf" noch sonstige Schätze.
( Matthes 1972, S. 45 )

60. DAS KREUZ ZU DARSBERG 69239 Darsberg / OT von Neckarsteinach
  In einer Stützmauer in dem Dorfe Darsberg ist ein eigenartiges Kreuz eingelassen. Auf seiner Vorderseite ist ein Radkreuz mit einem Stiel zu sehen. Darüber berichtet die Sage:
   Darsberg war einstmals eine Stadt, in deren Mitte ein prächtiges Schloß stand. In einem Kriege jedoch ha-ben die Feinde die Stadt samt dem Schloß zerstört, weil sie meinten, sie stünden vor Schönau mit seinem reichen Kloster. An der Stelle an der die Feinde ihren Irrtum erkannten, steht nun zur Erinnerung das steinerne Kreuz..

( Matthes 1972, S. 46, mit Abb. – nach Mößinger, Steinkreuze, 1936)

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55. DER SIEGFRIEDSBRUNNEN 64689 Grasellenbach
   Am Spessartskopf bei Grasellenbach befindet sich der „Siegfriedsbrunnen". Vor mehr als 100 Jahren stand bei dieser Quelle ein einfaches Steinkreuz. Hier sollen sich zwei Männer gegenseitig erschlagen haben. Die Hirtenknaben fürchteten sich, um die Mittagsstunde in die Nähe des Brunnens zu gehen. Sie sagten, dann erscheine der Siegfried. Der habe Hörner auf dem Kopf, wie der leibhaftige Teufel..
( Matthes 1972, S. 43 )

66. DIE STEINERNE HACKE69434 Heddesbach (Baden)
   In der Flur „Herzklinge" zwischen Heddesbach und Unterschönmattenwag steht ein seltsamer Stein, der nach seiner Form „die steinerne Hacke" genannt wird. Davon berichtet die Sage:
   Vor langer Zeit hatten zwei anliegende Besitzer der Herzenklinger Wiesen das gemeinsame Wasserrecht. Nun geschah es, daß nächtlicher Weile bald der einen, bald der anderen Partei das Wasser entzogen wurde. Da machte sich der Sohn des einen Besitzers eines Abends mit einer Hacke bewaffnet auf den Weg, um den Übeltäter zu züchtigen. Er versteckte sich hinter der dicken Eiche am kalten Brunnen. Nach einiger Zeit kam ein Mann herbeigeschlichen und zog das Wehr hoch. Da sprang der Junge mit seiner Hacke auf ihn zu und schlug ihm den Schädel ein.
   Am nächsten Tage stellte es sich heraus, daß er seinen eigenen Paten erschlagen hatte. Die Strafe für diesen Totschlag folgte bald nach, indem der Junge in wahnsinniger Verzweiflung dahinsiechte und starb. Zur Warnung ließen seine Angehörigen einen Denkstein in der Form einer Hacke errichten. Die Stelle aber, wo die Untat geschah, ist verrufen. Die Zugtiere sind hier kaum weiter zu bringen, und selbst die Räder am Wagen sollen den Dienst versagen.

( Matthes 1972, S. 50, mit Abb. )

62. DER FALSCHE EIDHeiligkreuzsteinach (erwähnt bei Unter-Abtsteinach)
   Ein Acker auf der Höhe bei Heiligkreuzsteinach heißt „der falsche Eid". Einst stritten zwei Bauern um den Besitz dieses fruchtbaren Feldes. Das Recht sollte durch einen Eid ermittelt werden, indem der betreffende Bauer schwören sollte, „daß der Acker sein Eigentum wäre, so wahr sein Schöpfer über ihm und sein eigener Grund und Boden unter ihm sei".
   Einer der beiden Bauern war ein solcher Geizhals, daß er den Besitz des Ackers über das Heil seiner Seele stellte und einen falschen Schwur tat, wenngleich er die Eidesformel in folgender Weise zu erfüllen glaubte; In seine Schuhe tat er eine Handvoll Erde aus seinem Garten, und unter seinem großen Hut verbarg er einen Wasserschöpfer. Nun schwur er den Eid: „Der Acker ist mein Eigentum, so wahr ich meinen Schöpfer über mir und meinen eigenen Grund und Boden unter mir habe!" Daraufhin wurde ihm der Acker zugesprochen. Aber keine Gaukelei konnte Gottes Auge blenden. Der freventlich erworbene Acker wurde unfruchtbar, und der Wohlstand des Bauern schwand dahin, bis er ganz verarmt und krank an der Stelle, an welcher er den falschen Eid abgelegt hatte, im Boden versank. Noch heute sieht man auf dem Acker die Vertiefung, wo der Teufel den Meineidigen in die Hölle entführte.
( Matthes 1972, S. 47 )

23. DAS STEGMANNSKREUZ.Heppenheim
   Geht man in Heppenheim die alte Lorscher Straße südlich am Tonwerk vorbei, so kommt man vor dem Herrenwiesenhäuschen in die Gewann „Am Stegmannskreuz". Nach der Volksüberlieferung ist dort „berufener" Boden. Es ist nicht ganz geheuer hier. Die Pferde werden unruhig und greifen aus, wenn sie des Weges entlang kommen. Gar häufig sieht man auf einsamer Flur ein Schäfchen weiden, das, wenn man näher kommt, spurlos verschwindet. Oft findet der Landmann, wenn er herauskommt, um zu pflügen oder zu hacken, einen fremden Mann vor, der diese Arbeiten besorgt. Geht man aber auf den Fremden zu oder redet ihn an, dann verschwindet er spurlos in den Erdboden. Es spukt da!

( Matthes 1972, S. 21 )

73. DAS KREUZ MIT DEM FLÜGELSCHILD 69434 Hirschhorn
   Etwa eine halbe Stunde oberhalb von Hirschhorn steht nahe am Neckar ein kunstvoll gearbeitetes gotisches Kreuz. Es ist mit einem Helm und einem Schild geziert. Beide tragen als Wappenzeichen ein paar Flügel. Die Sage erzählt:
   Im Jahre 1235 nahmen die beiden Brüder Wolf und Otto von Hirschhorn an einem Turnier in Würzburg teil. Dort befreundeten sie sich mit dem Ritter von Fellberg und luden ihn ein, mit ihnen nach Hause zu reisen. Kurz vor Hirschhorn gerieten sie mit dem Fellberger in einen Wortwechsel, der bald zu Tätlichkeiten ausartete. Im Zorne ergriff einer der Hirschhorner das Schwert und erstach den fremden Ritter.
   Bald jedoch reute ihn seine Freveltat, und er ließ an der Stelle, an welcher der Totschlag geschah, ein Kreuz errichten. Aber auch dies konnte sein böses Gewissen nicht ganz entlasten. Auf seinem Totenbette bestimmte er, daß zur Sühne seiner ruchlosen Tat unterhalb des Schlosses ein Kloster erbaut werden sollte.
   In der Nähe des Kreuzes, im sogenannten „Pfaffental" ist es nicht ganz geheuer. Des Nachts erscheinen hier drei geharnischte Ritter zu Roß und halten die Vorübergehenden auf. Einmal erhielt ein Mann aus Hirschhorn von einem der Ritter eine solche Ohrfeige, daß er ohnmächtig zu Boden fiel.
( Matthes 1972, S. 55 f, mit Abb. ).


Illustration:
Friedrich Löffler

78. DAS FELSBILD IM ULFENBACHTAL 69434 Hirschhorn
   Es sind nun schon viele hundert Jahre her, als arme Leute in Hirschhorn eines Morgens vor ihrer Haustüre ein kleines Knäblein fanden. In ihrer Barmherzigkeil nahmen sie es auf und pflegten es wie ihr eigenes Kind. Weil damals der heilige Leonhard in der Gegend sehr verehrt wurde, gaben sie dem Findelkind den Namen Leonhard. Mit sechs Jahren brachten sie den Jungen zu den Mönchen ins Karmeliterkloster. Hier lernte er außer Lesen und Schreiben das Tischlerhandwerk. Als er zum Manne herangewachsen war, erzählte ihm eines Tages einer der Patres von dem Schicksal seiner Eltern. Danach stammte die Mutter Leonhards aus dem Geschlecht derer von Hirschhorn, sein Vater war ein Ritter von Handschuhsheim. Beide erlitten gleichzeitig die furchtbare Strafe, daß sie in den Mauern ihrer Stammburgen lebendig eingemauert wurden. Mehr durfte der Pater nicht sagen, weil die Lebensgeschichte der beiden Liebenden unter dem Schleier des Sakramentes lag.
   Leonhard grämte sich sehr über das jammervolle Ende seiner unglücklichen Eltern. Täglich betete er für das Heil ihrer Seelen. Als er einst den Versuch machte, an den Mauern der beiden Burgen Gedächtnistafeln für seine Eltern anzubringen, wurde er von den Schloßherrn mit Hohn abgewiesen, ja der Hirschhorner verbannte ihn sogar aus der Stadt. Leonhard, der immer noch hoffte, die Reste seiner Mutter zu finden, wollte sich nicht allzuweit von Hirschhorn und seiner Burg entfernen. Deshalb zog er in das Langental in die Nähe des Drachenbrünnleins.. Dort stand auf einer steilen Anhöhe ein teilweise unterhöhlter Felsen. Hier baute sich Leonhard eine kleine Hütte, die mit Stroh bedeckt und von einem Lindenbaume beschattet war. Die Tiere des Waldes, besonders aber die Vögel, waren seine Freunde. In dieser Einsamkeit verbrachte der Einsiedler viele Jahre, bis er eines Tages wieder in das Kloster zurückkehrte und daselbst starb.
   Der Felsen mit einigen Spuren von Leonhards Wohnung ist noch heute zu sehen. Das Volk nennt den Ort die „Waldbruderhütte". An der linken Seite des Felsens ist ein seltsames Bildwerk ausgehauen. Es ist die Gestalt Leonhards mit erhobenen Händen und einem Vogel auf der rechten Schulter. im Jahre 1770 fand man im zerfallenen Gemäuer der Burg Handschuhsheim das Gerippe seines Vaters. Der Tote stand aufrecht in einer Mauernische und trug eine goldverzierte Rüstung. Später wurden auch die Gebeine seiner Mutter in den Mauern des Hirschhorner Schlosses entdeckt.

(Matthes 1972 - nach Feldkircher, Josef "Die letzten Ritter von Hirschhorn und Handschuhsheim", Heppenheim 1939
)

30. DER DIEZSTEIN.
Lampertheim

In der Diezschneise im Lampertheimer Wald steht der Diezstein. Im Jahre 1816 hat sich an dieser Stelle ein erbitterter Kampf zwischen dem Förster Diez und einem Wilddieb abgespielt. Beide fanden dabei den Tod. Der von der Kugel des Wilderers getroffene Förster gab im Zusammenbrechen noch einen Schuß ab, der seinen Gegner ebenfalls tötete.
( Matthes 1972, S. 22 – nach Mößinger, Steinkreuze, 1936)

  Das rote Bild bei Michelbuch –  Michelbuch (gemeindefreies Gebiet) / Grenze zu 69434 Hirschhorn
Über den Grund zur Setzung des Bildstocks berichtet eine Sage, die Langheinz nach einer Erzählung aus Grein schon 1875 veröffentlichen konnte.
Vor Jahrhunderten, als man in manchen Punkten weit empfindlicher war als jetzt, hatte sich eine vornehme Frau das Verbrechen des Ehebruches zuschulden kommen lassen und infolge davon Vierlinge geboren, deren Dasein natürlich dem gestrengen Eheherren absolut verborgen bleiben mußte.
Die gewissenlose Mutter wußte keinen anderen Rat, als die Zeugen ihrer Sünde heimlich zu ermorden und dann in der Tiefe des Neckars zu bergen. Sie legte die vier Kinder in einen großen Korb, bedeckte sie mit einem Leintuch und eilte durch den dichtesten Wald, um baldmöglichst eine einsame Stelle des Flusses zu erreichen.
Da, wo jetzt das Rote Bild steht, begegnete ihr ein Forstmann, dem es auffiel, eine so angesehene Frau in diesem wilden Walde zu finden, noch mehr aber, daß sie, der ja Knechte und Mägde zu Gebot standen, selbst einen schweren Korb auf dem Kopfe trug. Die Frage des Mannes nach dem Inhalte des Korbes beantwortete jene sichtbar bestürzt dahin, daß es junge Hunde seien, welche in den Neckar sollten geworfen werden. Diese Antwort mußte natürlich noch mehr Argwohn erregen, und als eben im glücklichen Augenblick eines der Kinder zu schreien begann, war die Verbrecherin entlarvt. Der rechtschaffene Mann rettete die Kinder und zeigte den Vorfall bei Gericht an. Die Rabenmutter wurde an derselben Stelle zu Tode geschleift; zum Andenken der Rettung der Kinder und als Warnungszeichen vor böser Tat wurde das Rote Bild errichtet.
Die Sage von der Edelfrau, die ihre Kinder als Hunde ertränken will, ist schon sehr alt und auch weit verbreitet. Sie hängt an vielen adeligen Geschlechtern, so auch an den Welfen (Welpen = Hunde), und an vielen Familien Hund. Und hier wird uns auch klar, weshalb sich die Sage an das Rote Bild geheftet hat. Ganz in der Nähe von Neckarhausen finden sich die dürftigen Reste einer alten Burg Hundheim. An dieser Stelle schließt eine andere. Fassung unserer Sage an, die bei Jakob Bernhard, Kurpfälzer Sagenborn (1933, S. 52), so beginnt: Vor langer Zeit wohnte eine stolze, hochmütige Gräfin auf der Burg Hundheim. Während ihr Gemahl an einer Fahrt in fremden Landen teilnahm, gebar die untreue Ehefrau mehrere Kinder. Sie brachte die zarten Geschöpflein, um ihre Schande zu verbergen, in einem Korb an den Neckar, wo die eisigen Fluten sie rasch getötet hatten . .. Sie war beobachtet worden und wurde von dem Ritter nach seiner Rückkehr zur Strafe am Roten Bilde zu Tode geschleift.
(Mößinger 1962, S. 24).

 67. DAS KREUZ BEI GREIN69239 Neckarsteinach
   Etwa einen Kilometer südlich von Grein an der Landstraße nach Darsberg steht ein Steinkreuz. Auf der Vorderseite ist eine Axt eingehauen. Alte Leute  berichteten, daß auf der Rückseite früher eine Geige zu sehen gewesen sei. An dieser Stelle soll ein Zimmermann einen Musikanten erschlagen und beraubt haben.

( Matthes 1972, S. 51, mit Abb. – nach Mößinger, Steinkreuze, 1936)

68. DER ZOLLSTOCK
69483 Siedelsbrunn
Zwischen Siedelsbrunn und Ober-Schönmattenwag kreuzen sich sieben Wege. An dieser Stelle steht der „Zollstock", ein pyramidenförmig behauener Stein. Wenn es frisch geregnet hat wird auf der einen Seite eine Schere sichtbar. Hier soll vor Zeiten eine Näherin erschlagen und als Sühne für diese Freveltat ein Bildstock errichtet worden sein. Von diesem Gedächtnismal ist aber nichts mehr erhalten, als der ein Meter breite Sockelstein mit dem geheimnisvollen Zeichen der Schere.
( Matthes 1972, S. 51 )

64. DIE STEINSÄULE VOM STALLENKANDEL
69483 Stallenkandel, OT von Wald-Michelbach
Wenn man von der Kreidacher Höhe nach der Tromm wandert, kommt man oberhalb des Dörfchens Stallenkandel an einer mannshohen Steinsäule vorüber. Die Sage erzählt:
Einst kam eine große Hungersnot über das Land. Die Ernte auf den steinigen Bergrücken verdorrte und alle Früchte gingen zu Grunde. Nachdem die Leute alle Haustiere aufgezehrt hatten, aßen sie, um nicht Hungers zu sterben, Ratten und Mäuse. Zu dieser Not kam noch eine andere Plage. Räuberbanden hausten in den Wäldern und machten die Dörfer unsicher.
Um diesem Unwesen ein Ende zu machen, wurden von der Regierung Soldaten ausgesandt. Zwei davon kamen in die Gegend der Tromm. Auch sie litten unter dem Hunger. Als sie eines Tages auf dem Bergrücken dahinwanderten, erblickte einer von ihnen eine Maus. Schnell wie der Blitz hatte er sie auch schon erhascht und wollte damit seinen Hunger stillen. Da griff der andere zu und riß sie ihm aus der Hand. Nun standen sie sich als Feinde gegenüber. Der, welcher sich seiner Beute beraubt sah, nahm den Säbel und schlug damit auf seinen Kameraden ein. Dieser zog die Pistole und schoß den Gegner nieder. Am Ende lagen beide tot am Boden.
Zum Andenken an die zwei Soldaten und die damals herrschende Not errichteten die Bewohner eine Steinsäule, in welche sie die Namenszeichen der beiden Getöteten einmeißelten.
( Matthes 1972, S. 49 )



65. DIE ROCKENMAGD UND DER SCHÄFERSTEIN Unter-Schönmattenwag
   Am Kreuzweg in der Nähe von Unter-Schönmattenwag steht ein Steinsockel, der im Volksmund den Namen die „Rockenmagd" führt. Auf diesem Sockel soll ein Steinkreuz gestanden haben, auf dem ein Spinnrocken eingemeißelt war. Die rätselhaften Zeichen, die auf dem Stein noch zu sehen sind, werden von den Eingesessenen als Teufelsfüße gedeutet.
   Nicht weit von der „Rockenmagd" steht der „Schäferstein." Von beiden Denkmälern berichtet die Sage:
   Ein Schäferbursche von Schönmattenwag liebte einst Magd aus dem nahen Rotenberg. Alle Abend kam diese mit ihrem Spinnrocken aus Rotenberg herüber, und die trafen sich an der Stelle, wo heute die Kreuze stehen. Eines Tages fand man dort die beiden tot auf. Zum Andenken setzte man ihnen die Steine.

( Matthes 1972, S. 50
)

25. DER "BUSSMICHEL"68519 Viernheim
   Im Viernheimer Wald nahe am alten Bürstädter Weg, steht ein Steinkreuz das im Volksmund das „Michel-Buß-Kreuz", kurz „der Bußmichel" genannt wird. Die Vorderseite trägt einen Dreiecksschild, auf dem das Weinheimer Wappen, die Weinleiter, abgebildet ist. Die Inschrift lautet:
     (M) I/C. DIVES/LES
Hier soll ein Wilddieb als Strafe für seinen Wildfrevel den Tod gefunden haben. Daher im Volksmund der Spruch:

Michel Buß,
der hier liegen muß
wegen einem Wildbretschuß.

In Wirklichkeit handelt es sich um ein Bußkreuz für einen erschlagenen Ritter (MILES) namens Conradus Dives aus Weinheim, der um die Mitte des 13. Jahrhunderts lebte. Warum er hier im Walde den Tod gefunden hat, ist unbekannt..
( Matthes 1972, S. 22, mit Abb. )

 
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Quellen und Literatur:
•  Matthes, Richard "Sagen aus dem Kreis Bergstraße", Bensheim 1952, 2. Auflage 1972 -
   (Die Illustrationen in dem Sagenbuch sind von Friedrich Löffler.)
•  Mößinger, Friedrich: Bildstöcke im Odenwald. 1962

(zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach)


Sühnekreuze & Mordsteine

– aktualisiert am 08.05.2007